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Ausführliche Beschreibung der Szenarioannahmen für Deutschland

Hier finden sich die ausführlichen Beschreibung der Szenarioannahmen für Deutschland:

Szenario 1: Nachhaltige Entwicklung (SSP1a-2.6) 

Dieses Szenario ist von einer nachhaltigen Entwicklung geprägt, bei der die deutsche Wirtschaft unter Einhaltung gesteckter Ziele transformiert und der globale Temperaturanstieg auf unter 2°C Erwärmung bis 2100 im Vergleich zum vorindustriellen Niveau begrenzt wird. Durch technologischen Fortschritt und Digitalisierung sowie einem ressourcenschonenden Konsum einer umweltbewussten Gesellschaft wird das Wirtschaftswachstum gefördert. Dennoch ist Wirtschaftswachstum nicht das alleinige Ziel und die Gesellschaft ist sich ihrer ökologischen Verantwortung bewusst. In diesem Kontext werden Flächen zunehmend multifunktional genutzt und die Landwirtschaft hat sich mittlerweile auch in urbanen Räumen etabliert. Die Umstellung von einer konventionellen zu einer regenerativen Landwirtschaft wird vollzogen. Wälder werden weniger energetisch, sondern vermehrt stofflich genutzt. Soziale Ungleichheiten werden schnell adressiert und abgebaut.

Nachfolgend werden die sozioökonomische Entwicklung dieses Szenarios (SSP1a) sowie die Auswirkungen des Klimawandels für Deutschland (RCP2.6) ausführlich beschrieben:

 

SSP1a: Grünes Wachstum

Bis 2030
Zielgerichtete politische Entscheidungen unterstützen gezielt den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturwandel der sozioökologischen Transformation. Klare Leitlinien und Förderprogramme stoßen nachhaltige Entwicklungen in allen relevanten Bereichen an. Umfangreiche Investitionen in eine ausgewogene Sozialpolitik mindern soziale und regionale Ungleichheiten rasch und wirksam. Bereits bis 2030 werden so deutliche Fortschritte beim Zugang zu und der Qualität von Bildung erzielt. Bildung für nachhaltige Entwicklung wird flächendeckend implementiert, was in Kombination mit nachhaltigkeitsorientierten Protestbewegungen in der Gesellschaft zu einem gesteigerten gesamtgesellschaftlichen Umweltbewusstsein führt. Dies fördert den Bedeutungsgewinn der ökologischen Landwirtschaft und verändert die Anforderungen an den Wald hinsichtlich seiner sozioökologischen Bedeutung (z.B. Erholungsfunktion). Zugleich werden die Infrastruktur und Institutionen des Gesundheitssystems deutlich aufgewertet, was wesentlich zur Steigerung der Lebensqualität beiträgt.

Politische Instrumente wie gezielte Subventionen, regulatorische Vorgaben und steuerliche Anreize sowie sich ändernde Nachfragemuster in der Gesellschaft unterstützen und beschleunigen diesen Prozess maßgeblich. Insbesondere in deutschen Leitmärkten wie der Automobil- und der chemischen Industrie wird die sozioökologische Transformation aktiv vorangetrieben. Konsummuster verschieben sich zugunsten nachhaltiger Produkte und verstärken diesen Wandel zusätzlich. Aufgrund des weiterhin hohen Energiebedarfs gewinnen erneuerbare Energien und nachhaltige technologische Lösungen an Bedeutung. Dies erfordert erhebliche öffentliche und private Investitionen, eine Umverteilung bestehender Subventionen und eine stärkere Einbindung des Privatsektors. Ein hohes Bildungsniveau und starke Forschungs- und Entwicklungsinitiativen treiben gemeinsam mit diesen Investitionen technischen Fortschritt und Effizienzsteigerungen voran, was die Basis für umweltfreundliches Wirtschaftswachstum, geringere Energieabhängigkeit und die Entwicklung neuer nachhaltiger Märkte schafft.

Angetrieben durch die steigende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Flächen (u.a. durch die Ausbreitung des ökologischen Landbaus sowie erneuerbaren Energien), steigen die Bodenpreise an. Folglich passen sich Subventionsstrukturen der Europäischen Agrarpolitik an und richten ihren Fokus verstärkt auf agrarökologische Maßnahmen, wodurch kleinere, ökologische Betriebe besser unterstützt werden. Die Kosten für einen schnellen und integrativen Waldumbau werden staatlich bezuschusst, wodurch auch Privatwaldbesitzende Anreize für eine Umstellung der Waldbewirtschaftung erhalten. Der Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln sinkt dank wirksamer europäischer Regulierung erheblich.

Transparente und effektive politische Entscheidungsprozesse, die zu weniger Ungleichheit und ersten Erfolgen der sozioökologischen Transformation führen, stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in demokratische Institutionen. Eine ausgewogene Sozialpolitik fördert die Entstehung neuer Arbeitsplätze und steigert die Attraktivität von Klein- und Mittelstädten. Damit wird die Grundlage für erfolgreiche und integrative Migration geschaffen, die zur Abmilderung der Auswirkungen des demographischen Wandels (z.B. Fachkräftemangel, Altersarmut) beiträgt. Innerhalb einer starken EU übernimmt Deutschland dabei eine Vorreiterrolle und gestaltet den Transformationsprozess maßgeblich mit. Effiziente internationale Institutionen und eine faire Entwicklungspolitik prägen die globalen Beziehungen und tragen zu florierenden Märkten und der Lösung bestehender Konflikte bei.

2030 bis 2045
Fortschritte in der Bildung für nachhaltige Entwicklung stärken das gesellschaftliche Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz. Obwohl die Konsummuster und Lebensstile weiterhin energieintensiv sind, werden zunehmend umweltfreundliche und ressourceneffiziente Produktionsmethoden eingesetzt. Ein zunehmendes Bewusstsein für Tierwohl und Umweltschutz führt zu einem starken Rückgang des Fleischkonsums, wobei die Tierhaltung insbesondere auf weniger produktiven Flächen im ökologischen Landbau (beispielsweise als natürlicher Dünger) von Bedeutung bleibt. Regionalität und Saisonalität gewinnen in der Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung. Gemeinsam mit den Fortschritten in der Gesundheitsinfrastruktur und der Medizintechnologie tragen überwiegend pflanzenbasierte Ernährungsweisen zu einer steigenden Lebenserwartung bei und wirken so dem Bevölkerungsrückgang durch den demografischen Wandel entgegen. In der Forstwirtschaft schreitet der ökologische und resiliente Waldumbau voran, wobei die Nachfrage nach Holz (insbesondere im Bausektor) hoch bleibt. Allerdings verschiebt sich diese zunehmend in Richtung stofflicher Holznutzung (zum Beispiel für biobasierte Baumaterialien oder Biokunststoffe). Die energetische Nutzung von Holz nimmt hingegen, besonders im gewerblichen Bereich, deutlich ab. Dies ist auf den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien sowie auf Regularien zurückzuführen, die die energetische Nutzung auf die letzte Stufe der Nutzungskaskade und auf Privatpersonen beschränken.

In der deutschen Wirtschaft sind die traditionellen Schlüsselindustrien weitgehend transformiert und passen sich den veränderten Konsummustern an, bei denen soziale und ökologische Kriterien im Vordergrund stehen. Initiale Investitionen und effiziente Verwaltungsprozesse (etwa durch reduzierte bürokratische Hürden bei Genehmigungsprozessen und eine voranschreitende Digitalisierung) ermöglichen eine schnelle Ausweitung erneuerbarer Energien. Wenn unvermeidbar, erfolgt diese Expansion auch auf Kosten von Naturschutzzielen, sodass die Energieversorgung weitgehend durch erneuerbare Energien abgedeckt wird. Neue Märkte können in den Bereichen Nachhaltigkeit sowie zukunftsorientierten Technologien, insbesondere Umwelt- und Energietechnik, etabliert werden. Der Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft wird politisch und gesellschaftlich stark unterstützt. Durch die Priorisierung von Grünflächen und multifunktionaler Landnutzung, fördern inklusive, städtische Entwicklungskonzepte das städtische Bevölkerungswachstum, insbesondere in kleineren und mittleren Städten. Finanziell entstehen hohe Steuererträge durch hohe Beschäftigungsquoten und Unternehmensansiedlungen sowie umfangreiche Exporte. Die erzielten Gewinne werden vor allem in Anreize für den Umweltschutz und in die Sozialsysteme investiert. Auf internationaler Ebene beteiligt sich Deutschland aktiv an einem globalen Netzwerk, das sich gemeinsam für die Erreichung von Klimaabkommen und der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) einsetzt.

2045 bis zum Ende des Jahrhunderts
Bis zum Ende des Jahrhunderts sind Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Deutschland durch gerechte und faire Strukturen gekennzeichnet. Dadurch hat sich eine breite Mittelschicht etabliert und das Armutsrisiko ist stark gesunken. Nachhaltigkeit, Solidarität und Gerechtigkeit sind in allen Lebensbereichen fest verankert. Dies stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in demokratische Prozesse, die eine aktive Teilhabe und gesellschaftlichen Protest fördern. Bis zum Ende des Jahrhunderts sind Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Deutschland durch gerechte und faire Strukturen gekennzeichnet. Dadurch hat sich eine breite Mittelschicht etabliert und das Armutsrisiko ist stark gesunken. Nachhaltigkeit, Solidarität und Gerechtigkeit sind in allen Lebensbereichen fest verankert.

Das modernisierte Bildungssystem garantiert Chancengleichheit und hohe Qualität. Angetrieben von hohen Kapazitäten in Bildung und Forschung entwickelt sich Deutschland zu einem globalen Innovations- und Marktführer für grüne Technologien und umweltfreundliche Lösungen. Dabei hat sich eine Kreislaufwirtschaft vollständig etabliert, und die Energieversorgung basiert ausschließlich auf erneuerbaren Energien. Digitalisierungsprozesse sind in allen Sektoren fest integriert und werden unterstützend sowie synergetisch genutzt.

In der Gesellschaft besteht eine starke Nachfrage nach hochwertigen, ökologisch erzeugten Produkten. Nachhaltigkeit ist fest in der landwirtschaftlichen Produktion verankert, während zunehmende Mechanisierung und Digitalisierung hohe Produktionsniveaus sichern. Aufgrund dauerhaft hoher Bodenpreise wird Land zunehmend multifunktional genutzt. Dadurch hat sich die Landwirtschaft auch in städtischen Räumen etabliert, beispielsweise durch Vertical Farming. Gesellschaft, Politik und Forstwirtschaft verfolgen bei der Nutzung und den Funktionen der deutschen Wälder gemeinsame Ziele, wie den Erhalt der Biodiversität und die Förderung von Erholungsräumen. Um die Stabilität und Resilienz der Wälder langfristig zu sichern, haben sich integrierte, nachhaltige Bewirtschaftungspraktiken weit verbreitet.

 

RCP 2.6
Im RCP2.6-Szenario wird die globale Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf unter 2°C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau begrenzt und das Pariser 2°C-Ziel erreicht. Mit dem vergleichsweise leichten Temperaturanstieg gehen dennoch Änderungen weiterer klimatischer Parameter einher, deren prognostizierte Entwicklungen in nachfolgender Tabelle dargestellt sind. 

Für Deutschland ist im Rahmen des RCP2.6-Szenarios mit einer leichten Zunahme von Hitzewellen in ihrer Häufigkeit und Intensität zu rechnen. Vor allem für Städte stellt dies, aufgrund der hohen Exposition von Menschen, die besonders verwundbar gegenüber Hitze sind (z.B. Alt/Jung, Vorerkrankte, Arbeiter*innen im Freien, etc.), eine zunehmende Herausforderung dar. Generell werden etwas trockenere Sommer prognostiziert, wodurch das Risiko für Dürren, vor allem im Zentrum und im Süden Deutschlands, leicht ansteigt. Darüber hinaus konzentriert sich die gleichbleibende Niederschlagsmenge auf weniger Tage im Jahr, wodurch die Häufigkeit von Starkniederschlägen zunimmt und eine erhöhte Überschwemmungsgefahr aufgrund übersättigter Bodens besteht. 

Besonders an Küstenregionen (insbesondere an der Nordseeküste) ist mit einem leichten Anstieg von Stürmen und Sturmfluten zu rechnen. Auswirkungen der Sturmfluten werden durch den ansteigenden Meeresspiegel (bis ca. 43 cm zum Ende des Jahrhunderts im Vergleich zur Referenzperiode) verstärkt.

 

Tabelle 1: Änderungen einzelner Klimaparameter relativ zur Referenzperiode 1971-2000 (verändert nach GERICS)

 
Szenario 2: Regionale Rivalität (SSP3-7.0)

In diesem Szenario steigen nationale wie globale Treibhausgasemissionen stark an und führen bis zum Ende des Jahrhunderts zu einem Temperaturanstieg von etwa 3,6 °C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau. Dies ist auf eine verstärkte politische Priorisierung von nationalen Interessen sowie abnehmender internationaler Handelsbeziehungen infolge regionaler und globaler Konflikte zurückzuführen. Der Fokus richtet sich dabei auf den Erhalt traditioneller Industriezweige und die Rückverlagerung von Produktion und Industrie nach Deutschland. Zur Deckung des Energiebedarfs werden verstärkt fossile Energiereserven ausgeschöpft, wobei nationale Vorkommen (u.a. Kohle) priorisiert werden. Umweltstandards und Regulationen werden weitgehend abgebaut. Sinkende finanzielle Kapazitäten durch abnehmende globale Handelsströme konzentrieren sich überwiegend auf Investitionen in Sicherheit und Verteidigung, während  Zugang und Qualität von Bildung abnimmt und technologische Entwicklung stagniert. Polarisierung, wirtschaftliche Stagnation und fortschreitende Auswirkungen des demografischen Wandels führen darüber hinaus zu wachsender sozialer Ungleichheit und steigendem Armutsrisiko in Deutschland.

Nachfolgend werden die sozioökonomische Entwicklung dieses Szenarios (SSP3) sowie die Auswirkungen des Klimawandels für Deutschland (RCP7.0) ausführlich beschrieben:

 

SSP3: Regionale Rivalität

Bis 2030
Stark steigende Lebenshaltungskosten, insbesondere für Wohnen und Energie, sowie wachsende Einkommensunterschiede schüren existenzielle Sorgen und Ängste in weiten Teilen der Bevölkerung. Diese werden politisch nur unzureichend adressiert, wodurch das Vertrauen in demokratische Institutionen massiv schwindet. Gleichzeitig nimmt die gesellschaftliche und politische Polarisierung zu, wodurch nationalistische und populistische Strömungen an Bedeutung gewinnen. Infolge der existenziellen Ängste und der wirtschaftlichen Priorisierung ist das Umweltbewusstsein in weiten Teilen der Gesellschaft stark geschwunden.

In der Folge rücken nationale Interessen in den Fokus politischer Entscheidungen. Protektionistische Maßnahmen (z.B. Zölle und restriktive Migrationspolitik) werden eingesetzt, um die heimische Wirtschaft und insbesondere die deutschen Leitindustrien (Automobil, Maschinenbau, Chemie) sowie den Arbeitsmarkt vor internationalem Wettbewerb zu schützen. Der globale Handel und die internationale Zusammenarbeit nehmen indes stark ab und beschränken sich auf wenige Staaten mit ähnlichen politischen und wirtschaftlichen Interessen. Zwar bleibt die EU Deutschlands wichtigster Exportmarkt für Industrieprodukte, doch verlagert sich der Schwerpunkt deutlich auf den Binnenmarkt. Abbrechende Handelsströme behindern die Einfuhr wichtiger Rohstoffe für erneuerbare Energien, was deren Ausbau erschwert. Um den hohen Energiebedarf zu decken, wird verstärkt auf günstige fossile Energieträger zurückgegriffen. Nationale Energiereserven werden reaktiviert und ausgebeutet und Kohlekraftwerke gehen wieder in Betrieb. Zusätzlich wird Holz zunehmend als energetische Quelle genutzt. Hohe Importabhängigkeiten (z.B. beim Import günstiger fossiler Energien zur Deckung des Energiebedarfs) bleiben insbesondere zu Ländern mit existierenden Handelsbeziehungen bestehen. Umwelt- und Klimaschutzstandards sowie entsprechende Regulierungen werden drastisch gelockert und das Ziel einer sozioökologischen Transformation aufgegeben. Diese Maßnahmen führen zu einer kurzfristigen wirtschaftlichen Stabilisierung.

Die Priorisierung nationaler Interessen führt insbesondere auf europäischer Ebene zur Auflösung agrarpolitischer und regulatorischer Rahmenwerke (z.B. gemeinsame Agrarpolitik, LULUCF). Dadurch schwindet die Bedeutung des Außenhandels mit Agrarprodukten, während der inländische Agrarmarkt maßgeblich an Bedeutung gewinnt, um den nationalen Bedarf an Lebensmitteln zu decken.  Durch die Senkung der nationalen Umweltstandards sowie den massiven Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln kann der Bedarf weitgehend durch heimische Produktion gedeckt werden. Subventionen fördern insbesondere intensive Produktionsformen. Die zunehmende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Flächen treibt die Bodenpreise in die Höhe und die Ernährungsgewohnheiten passen sich zunehmend dem verfügbaren Angebot an. Regionale und saisonale Produktion nimmt zu, wohingegen der Stellenwert des ökologischen Landbaus drastisch sinkt. Die Priorisierung nationaler Interessen wirkt sich auch auf die Forstwirtschaft aus, da nicht genügend Ressourcen zur Förderung des Waldumbaus zur Verfügung stehen. Aufgrund mangelnden Umweltbewusstseins und weit verbreiteter Wohlstandsverluste dominieren wirtschaftliche Interessen. Die energetische und materielle Nutzung der Wälder nimmt stark zu, was zu intensiveren Bewirtschaftungspraktiken führt. Im Gegensatz dazu verlieren die natürliche und integrative Waldbewirtschaftung deutlich an Bedeutung.

Gescheiterte diplomatische Bemühungen zwischen Großmächten führen zu einer massiven Aufrüstung und einer Zunahme internationaler Stellvertreterkriege. In Verbindung mit den Effekten des demografischen Wandels und einer restriktiven Einwanderungspolitik führt dies bereits bis 2030 zu einem Bevölkerungsrückgang in Deutschland.

2030 bis 2045
Zur Sicherung von Arbeitsplätzen und der Reduzierung von Abhängigkeiten zu ausländischen Märkten und Lieferketten werden Industrie und Produktion zunehmend ins Inland verlagert. Dies stärkt die nationale Souveränität und verleiht besonders strukturschwachen Regionen durch die Ansiedlung neuer Produktionsstätten und die Nutzung fossiler Energieträger, wie alter Kohlelagerstätten, einen Aufschwung. Trotz dieser Bemühungen führen anhaltende protektionistische Tendenzen und eingeschränkte internationale Handelsbeziehungen zu einer insgesamt stagnierenden Wirtschaft. Infolge fehlender Investitionen in Zukunftsmärkte, Forschung, Technologie und Bildung nehmen Innovationskraft und internationale Wettbewerbsfähigkeit drastisch ab. Neue wirtschaftliche Impulse entstehen fast ausschließlich im Bereich der Sicherheits- und Rüstungsindustrie, während andere Sektoren stagnieren. Trotz des Rückgangs der Beschäftigungsmöglichkeiten (insbesondere im Dienstleistungssektor) bleiben große Städte weiterhin wirtschaftliche Zentren. Die Urbanisierung wird somit weiter verstärkt, da Städte dennoch eine bessere Infrastruktur und einen attraktiveren Arbeitsmarkt für benachteiligte Bevölkerungsschichten (Geringverdiener etc.) auf der Suche nach Beschäftigung und Wohlstand bieten.

Fehlende Investitionen in das Bildungs-, Gesundheits- und soziale Sicherungssystem schwächen diese Bereiche nachhaltig und beeinträchtigen sowohl die gesellschaftliche als auch die wirtschaftliche Entwicklung. Dies betrifft insbesondere das öffentliche Gesundheitswesen, was zu einem Rückgang des Zugangs zu medizinischer Versorgung für einkommensschwache Gruppen und strukturschwache Regionen führt. Dies verstärkt wiederum die negativen Auswirkungen des demografischen Wandels, insbesondere den Fachkräftemangel und den steigenden Pflegebedarf. Der steigende Renten- und Pflegebedarf belastet das Gesundheits- und Sozialsystem zunehmend. Ausbleibende Migrationsströme und rückläufige Geburtenraten führen darüber hinaus zu einer Alterung der Gesellschaft bei gleichzeitig rückläufiger Bevölkerungszahl.

Gesamtgesellschaftliche Kaufkraftverluste führen zu einem schrumpfenden Mittelstand und einem steigenden Armutsrisiko. Wenngleich das Konsumverhalten der Bevölkerung ressourcen- und energieintensiv bleibt, ist es insgesamt stark rückläufig. Um die Versorgung der Bevölkerung zu sichern, gewinnen Land- und Forstwirtschaft an Bedeutung. Gleichzeitig werden natürliche Ressourcen weiterhin stark beansprucht, da wirtschaftliche Stabilität und Energieversorgung Vorrang haben. Die Bodenpreise steigen aufgrund der großflächigen Erweiterung von landwirtschaftlichen und industriellen Gebieten stark an. Dies hat höhere Lebensmittelpreise und einen Rückgang des Fleischkonsums zur Folge – trotz des geringen gesellschaftlichen Bewusstseins für Tierwohl und Umweltschutz. Um die Wirtschaftlichkeit und Produktivität bereits stark genutzter Wälder zu erhalten, wird überwiegend auf intensive Monokulturen gesetzt.

2045 bis zum Ende des Jahrhunderts
Bis zum Ende des Jahrhunderts tragen anhaltende wirtschaftliche Stagnation und unzureichende soziale Sicherungssysteme zu einem hohen Armutsrisiko bei. Insbesondere aufgrund fehlender Investitionen haben sich die Bildungsqualität und der Zugang zu Bildung deutlich verschlechtert. Durch das sinkende Bildungsniveau wird die Gesellschaft anfälliger für Fehlinformationen. Zwar wächst innerhalb sozialer Gruppen der Zusammenhalt als Reaktion auf Unsicherheiten und schwache staatliche Unterstützung, doch gesamtgesellschaftlich steigt die Fragmentierung drastisch. Mangelnder Fortschritt in der Medizintechnologie und ungesunde Ernährungsweisen tragen zudem zu einer stetigen Abnahme der Lebenserwartung bei. In Kombination mit ausbleibenden Migrations- und rückläufigen Geburtenraten, führt dies zu einem drastischen Rückgang der Bevölkerung in Deutschland.

Die deutsche Wirtschaft ist nach wie vor stark von traditionellen industriellen Sektoren geprägt. Während der Dienstleistungssektor und technologieorientierte Branchen an Bedeutung verloren haben, verlagert sich die Beschäftigung zunehmend in die Industrie sowie in die Land- und Forstwirtschaft, deren Bedeutung für die Sicherung der Grundversorgung und der nationalen Selbstständigkeit weiter steigt. Die verstärkte nationale Produktion sowie die zunehmende Bedeutung von Landwirtschaft und Forstwirtschaft führen zudem zu einem neu erwachten Umweltbewusstsein in der Bevölkerung. Aufgrund drastischer Bevölkerungsrückgänge sinkt die Binnennachfrage, was wiederum zu einer Stabilisierung der Bodenpreise führt. Im Gegensatz dazu erfahren die Exporte in Länder mit etablierten Handelsbeziehungen wieder eine stärkere Nachfrage. Kleinere Betriebe profitieren dabei zunehmend von Kooperationen, die durch die gewachsene soziale Kohäsion entstehen. Die Forstwirtschaft stellt einen wichtigen Bestandteil der nationalen Wirtschaft und des Arbeitsmarktes dar. Angesichts einer schrumpfenden Bevölkerung, einer sinkenden Nachfrage, eines wachsenden Umweltbewusstseins sowie stark geschädigter Wälder wird ein Wandel von der intensiven hin zur integrativen Forstwirtschaft gesellschaftlich und politisch eingeleitet.

Einige wirtschaftsstarke Ballungsräume sowie ländliche Regionen mit einem Schwerpunkt in Industrie oder Agrar profitieren von der Rückverlagerung der Produktion sowie der verstärkten Nutzung fossiler Ressourcen. Gleichzeitig werden strukturschwache Gebiete jedoch zunehmend vernachlässigt, wodurch sich die regionalen und sozialen Unterschiede zwischen Stadt und Land weiter verschärfen. In Verbindung mit einem signifikanten Bevölkerungsrückgang stagniert die Urbanisierung, während starke Interdependenzen zwischen urbanen und ländlichen Gebieten bestehen bleiben.

 

RCP 7.0
Das RCP7.0-Szenario beschreibt ein Szenario mit stark steigenden Treibhausgasemissionen. In diesem Szenario beträgt der globale Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts etwa 3,6 °C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau. Zusätzlich zu dieser deutlichen Erwärmung sind Veränderungen weiterer Klimaparameter zu erwarten.

Für Deutschland ist im Rahmen des RCP7.0-Szenarios mit einer spürbaren Zunahme von Hitzewellen zu rechnen. Die Anzahl von Sommer- und Hitzetagen steigt erheblich an. Auch die Zahl der Tropennächte nimmt zu, insbesondere in städtischen Ballungsräumen. Dies stellt eine zunehmende Belastung für vulnerable Bevölkerungsgruppen (ältere Menschen, Kinder, Vorerkrankte) dar, vor allem, wenn diese nicht über kühle Rückzugsorte verfügen (Jacob et al. 2008; World Bank 2025).

Regionale Unterschiede zeigen sich vor allem entlang des Oberrheins, im Südosten Bayerns sowie in Teilen Ostdeutschlands, wo die Zahl heißer Tage pro Jahr stark zunimmt. Auch die Intensität und Dauer von Hitzewellen wird zunehmen. Während des Sommerhalbjahres kommt es vermehrt zu Trockenperioden, die insbesondere in landwirtschaftlich genutzten Regionen zu erheblichen Bewässerungs- und Ernteproblemen führen können (ebd.).

Zwar ist mit einer deutlichen Verschiebung der Niederschlagsverteilung zu rechnen, die Gesamtniederschlagsmenge bleibt jedoch annähernd gleich. Während die Sommerniederschläge in weiten Teilen Deutschlands zurückgehen, nehmen die Winterniederschläge (überwiegend in Form von Regen) spürbar zu. Darüber hinaus erhöht die Konzentration von Niederschlägen auf weniger Events das allgemeine Risiko von Starkregenereignissen - insbesondere im Winterhalbjahr - und in der Folge zu einer Übersättigung des Bodens. Innerstädtische Überschwemmungen sowie nachgelagerte Flusshochwasser nehmen dadurch zu, vor allem in hochwassergefährdeten Regionen wie dem Mittelrheingebiet oder an der Elbe und Donau (ebd.).

Auch das Risiko für extreme Wetterereignisse in ihrer Häufigkeit und Intensität nimmt zu. Besonders in den Küstenregionen, vor allem an der Nordsee, ist mit einem Anstieg von Stürmen und Sturmfluten zu rechnen, die durch den weiter steigenden Meeresspiegel (geschätzt etwa +60 cm bis Ende des Jahrhunderts im Vergleich zur Referenzperiode) zusätzlich verstärkt werden (IPCC 2023; Jacob et al. 2008).

Für das RCP7.0-Szenario liegen bislang keine detaillierten Klimaparameter auf nationaler Ebene Deutschlands vor, da sich viele Aufbereitungen auf die beiden Extremszenarien RCP2.6 und RCP8.5 konzentrierten und das Szenario RCP7.0 erst in jüngerer Zeit stärker in den Fokus gerückt ist.

 

Szenario 3: Fossil befeuerte Entwicklung (SSP5-8.5)

Ein auf fossilen Brennstoffen basierendes starkes Wirtschaftswachstum zielt vornehmlich auf Gewinn- und Wohlstandsmaximierung ab und leitet die Abkehr von der Energiewende ein. Traditionelle und kohlenstoffintensive Wirtschaftszweige bleiben relevant, eine Dekarbonisierung ist nicht in Sicht. So ist bis zum Ende des Jahrhunderts mit einem globalen Temperaturanstieg von ca. 4,8°C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu rechnen. Starkes Wirtschaftswachstum gepaart mit funktionierenden Sicherungssystemen wirken sich positiv auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt aus. Ressourcen- und konsumintensive Lebensstile erhöhen den Flächenverbrauch und führen zum erhöhten Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden in einer hochintensiven Landwirtschaft.

Nachfolgend werden die sozioökonomische Entwicklung dieses Szenarios (SSP5) sowie die Auswirkungen des Klimawandels für Deutschland (RCP8.5) ausführlich beschrieben:

 

SSP5: Fossil befeuerte Entwicklung

Bis 2030
Die Herausforderungen des demographischen Wandels (Fachkräftemangel, Altersversorgung und Rentensystem) und die sozialökologische Transformation hemmen die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Regionale und überregionale Spannungen und Konflikte führen zu Energieengpässen und lassen die Energiepreise steigen. Als Reaktion auf die Energieknappheit werden in Deutschland teure fossile Brennstoffe auf dem Weltmarkt gekauft, was eine leichte Rezession auslöst. Die daraus resultierende politische Polarisierung (unter anderem bezüglich der fehlenden Spitzenlastfähigkeit erneuerbarer Energien) sowie zunehmender Populismus führen zu einem Rückgang der gesellschaftlichen Akzeptanz der ökologischen Transformation und einer Abkehr von der Energiewende. Dies geht mit einer wachsenden Unsicherheit unter Unternehmen bezüglich der Energieversorgung und einem Abkehren von der Energiewende einher. Zur Sicherung des Wohlstands und zur Deckung des hohen Energiebedarfs bzw. der Energiesicherheit werden bestehende Umweltstandards abgebaut und auf nationale Energieträger zurückgegriffen, um Importabhängigkeiten entgegenzuwirken. Dafür werden insbesondere nationale fossile Lagerstätten ausgebeutet und stillgelegte Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen. Auch der Wald wird energetisch genutzt. Während die internationale Zusammenarbeit bei freien Handelsabkommen stark ausgeprägt ist, werden internationale Klimaschutzvereinbarungen hingegen eingestellt. In den Folgejahren werden regionale Konflikte aus wirtschaftlichem Interesse weitestgehend beigelegt, wodurch die Weltmarktpreise fossiler Energien ihr vorheriges Niveau erreichen.

Institutionelle Rahmenbedingungen werden zunehmend liberalisiert und fokussieren sich auf Gewinn- und Wohlstandsmaximierung. Der Abbau bürokratischer Strukturen und die Etablierung transparenter und stabiler politischer Instrumente (z. B. durch Regulationen und Subventionen) begünstigen die Schaffung einer investorenfreundlichen Marktumgebung. Öffentliche und private Investitionen konzentrieren sich auf technologischen Fortschritt und Effizienzsteigerungen, insbesondere in den ressourcenintensiven traditionellen Leitmärkten (Automobilindustrie, chemische Industrie, Elektrotechnik). Darüber hinaus werden umfangreiche Investitionen in das Bildungssystem getätigt, um den Auswirkungen des demografischen Wandels entgegenzuwirken. Diese richten sich insbesondere an MINT-Fächer, während die Umweltbildung flächendeckend an Bedeutung verliert.

Obwohl der Konsum infolge der anfänglichen Wirtschaftskrise leicht stagniert, bleiben Lebensstile und Konsummuster weiterhin ressourcenintensiv. Der vollständige Ausstieg aus der Energiewende wird zwar nicht von der gesamten Bevölkerung befürwortet, doch neu aufkommender wirtschaftlicher Optimismus und bessere Beschäftigungsaussichten stärken das Vertrauen in demokratische Institutionen und erhöhen die allgemeine gesellschaftliche Zufriedenheit. Gleichzeitig führen fortbestehende, konsum- und ressourcenintensive Konsummuster, bei sinkendem Umweltbewusstsein, zu einer flächenbezogenen Ertragsmaximierung, besonders in der Land- und Forstwirtschaft. Niedrigere Umweltstandards begünstigen den verstärkten Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln in der Landwirtschaft. Während europäische Umwelt- und Klimaschutzziele offiziell bestehen bleiben, stehen diese zunehmend im Widerspruch zu veränderten europäischen Agrar- und Förderrahmen. Diese erlauben nach wie vor den umfangreichen Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln und fördern zunehmend flächen- sowie ertragsbezogene Produktionsweisen. Aufgrund der hohen Nachfrage wird auch die Forstwirtschaft auf intensivere Bewirtschaftungsmethoden ausgerichtet.

2030 bis 2045
Bis 2045 hat sich die deutsche Wirtschaft vollständig erholt und floriert dank liberaler Marktbedingungen (u.a. Steuererleichterungen) und günstiger fossiler Energiepreise, die in einem offenen Weltmarkt gehandelt werden. Zur Aufrechterhaltung der nationalen fossilen Energieversorgung werden günstige, nationale Energiereserven exploriert und ausgeschöpft, wobei Kohle und Fracking priorisiert werden. Angetrieben hiervon sowie großem technologischen Fortschritt und einem qualitativ hochwertigen Bildungssystem können neue Wirtschaftsmärkte insbesondere in der Informationstechnologie erschlossen werden.

Angetrieben von wirtschaftlichem Aufschwung und einem hohen Konsum in der Gesellschaft steigen die finanziellen Kapazitäten der Politik stark an. Dadurch können umfangreiche Investitionen in soziale Sicherungssysteme (z.B. Grundeinkommen) getätigt werden. In Kombination mit zahlreichen Beschäftigungsmöglichkeiten profitiert die gesamte Gesellschaft, wenngleich Ungleichheiten bei einem insgesamt stark abgesunkenen Armutsrisiko bestehen bleiben. Signifikante Anstiege der Lebenserwartung infolge umfangreicher Investitionen in das Gesundheitswesen und Fortschritte in der Medizintechnologie helfen dabei, die Auswirkungen des demografischen Wandels abzumildern. In Verbindung mit umfangreichen Migrationsströmen (infolge hoher Beschäftigungsmöglichkeiten und Wohlstandsniveaus) führt dies zu einem leichten Bevölkerungsanstieg in Deutschland, was dem Fachkräftemangel entgegenwirkt. Die Erschließung neuer Wirtschaftsmärkte und der Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland sowie aus ländlichen Regionen führen zu einer Zunahme der Urbanisierung.

Schnelle Wohlstandsgewinne stärken das Vertrauen in eine fossil getriebene Wirtschaft, wodurch das Umweltbewusstsein weiter geschmälert wird und sich konsum- und ressourcenintensiven Lebensstile weiter ausbreiten. Die hohen Konsummuster stärken wiederum das Wirtschaftswachstum. Angetrieben von kapitalistisch geprägten Lebensstilen und Wirtschaftsmodellen gewinnen liberale Werte an Bedeutung, während Solidarität und soziale Gerechtigkeit abnehmen. Der Konsumanstieg erfolgt im Einklang mit dem Streben nach sozialen Statussymbolen (Wohnraum/Immobilien, Zweitauto, Tourismus) und erhöht den Wachstumsdruck auf andere Sektoren (z. B. Urbanisierung). Die Nahrungsmittelproduktion wird durch einen zunehmenden Fleischkonsum stimuliert, wenngleich auch die Nachfrage nach Importen (z. B. Lebensmittel, Luxusgüter) wesentlich zunimmt. Gleichzeitig erlebt der Dienstleistungssektor ein signifikantes Wachstum als Reaktion auf die steigende Nachfrage. Dies führt zu einer weiteren Intensivierung der Landwirtschaft, die zunehmend automatisiert und technologisiert wird.

Die finanzielle Förderung für Agrarumweltmaßnahmen wird schrittweise eingestellt, insbesondere da das öffentliche Interesse hiervon infolge eines abnehmenden Umweltbewusstseins zurückgeht. Zusammen mit liberalen Marktbedingungen, die auf Ertragsmaximierung ausgerichtet sind, begünstigt dies vor allem große landwirtschaftliche Betriebe, während kleinere Höfe zunehmend vom Markt verdrängt werden. Gleichzeitig verlieren internationale und europäische Abkommen (wie Pariser Klimaabkommen, oder Kunming-Montreal-Abkommen zum Erhalt der Biodiversität) an Bedeutung. Steigender Wohlstand sowie wachsende Investitionen in Immobilien und Landflächen gehen mit einer zunehmenden Flächenversiegelung einher und treiben die Bodenpreise in die Höhe. Um den steigenden Nahrungsmittelbedarf zu decken, wird der Einsatz von chemischen Düngemitteln, Pestiziden sowie von Gentechnik zu. Dies wird durch eine breite gesellschaftliche Technologieoffenheit gestützt, wovon die Chemieindustrie stark profitiert. Zudem finden technologische Fortschritte und Digitalisierung Eingang in die Forstwirtschaft wodurch Effizienz, Produktivität (z. B. den Zellulosegehalt) und Widerstandsfähigkeit (z. B. durch Gentechnik) gesteigert werden können. Wachsende internationale Märkte und anhaltend hoher Konsum führen zu einer starken Zunahme der Nachfrage nach Holzprodukten. Deren energetische Nutzung beschränkt sich jedoch weitgehend auf private Haushalte (ohne Verwendung in Industrie und Gewerbe). Wirtschaftliche Interessen beschleunigen den Waldumbau in eine intensiv bewirtschaftete Plantagenforstwirtschaft. Naturnahe und integrative Bewirtschaftungsformen verlieren dabei an Bedeutung und werden politisch nicht mehr gefördert. In Kombination mit liberalen rechtlichen Rahmenbedingungen begünstigt dies die Ausweitung privaten Waldbesitzes.

2045 bis zum Ende des Jahrhunderts
Bis zum Ende des Jahrhunderts steigt die deutsche Wirtschaft kontinuierlich an, wobei das Wachstum durch steigende Weltmarktpreise fossiler Energien gedämpft wird. Die Energieversorgung bleibt bis zum Ende des Jahrhunderts weitgehend auf fossile Brennstoffe angewiesen. Das Wachstum wird insbesondere durch Effizienzsteigerungen und umfangreiche Investitionen in den Technologiestandort Deutschland ermöglicht, wodurch traditionelle Leitmärkte ihre Position auf dem Weltmarkt festigen und neue Wirtschaftsmärkte erschlossen werden.

Liberale soziale und wirtschaftliche Werte sind tief in der Gesellschaft verankert, wodurch das Individuum gegenüber der Gemeinschaft priorisiert wird. Demzufolge dominieren wirtschaftlich getriebene Interessen und ressourcenintensive Lebensstile und verdrängen das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz. Zur Deckung der gestiegenen Nachfrage, die durch ressourcenintensive Lebensstile und Bevölkerungswachstum angetrieben wird, sowie zur Aufrechterhaltung hoher Erträge, entwickelt sich die landwirtschaftliche Produktion in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts stark von konventionellen hin zu hochtechnologisierten Anbaumethoden (klimaresiliente Pflanzen, vollautomatisiertes Indoor- und Vertical Farming). Gentechnisch erzeugte Produkte sind fester Bestandteil des gesellschaftlichen Konsumverhaltens. Allerdings führen signifikante Zunahmen ernährungs- und stressbedingter Krankheiten gegen Ende des Jahrhunderts zu einer Stagnation der Lebenserwartung. In Kombination mit hohen Migrationszahlen und sinkenden Geburtenraten stabilisiert sich daraufhin die Bevölkerung nach Jahren des Wachstums. Darüber hinaus hat die ökologische und in Teilen auch soziale Bedeutung der Wälder abgenommen. Der Wald in Deutschland wird intensiv bewirtschaftet. Anstelle eines naturnahen und integrativen Waldumbaus sorgen Fortschritte in den Bereichen (Bio-)Technologie und Chemie für eine weiterhin hohe Flächenproduktivität und eine gestiegene Resilienz.

Verbreiteter Wohlstand, gute Bildungschancen und funktionierende soziale Sicherungssysteme haben zudem zu einer Stabilisierung des gesellschaftlichen Zusammenhalts beigetragen. Effektive staatliche Institutionen, deren Maßnahmen breiten Gesellschaftsschichten zugutekommen, führen zu einem hohen Vertrauen in die Demokratie. In Kombination mit den Digitalisierungs- und Technologisierungsprozessen des Arbeitsmarktes lösen Wohlstandsgewinne in der zweiten Jahrhunderthälfte Zersiedlungsprozesse aus. Diese gehen mit einer Abwanderung der urbanen Bevölkerung auf das Land einher, unter großem Ressourcen- und Flächenverbrauch. Dies führt zu einer stagnierenden Urbanisierungsrate, wobei insbesondere Flächenversiegelung und -verbrauch weiter zunehmen. Die internationale Zusammenarbeit geprägt von Opportunismus und zielt auf die Maximierung des Wohlstands ab.

 

RCP 8.5
Das RCP8.5-Szenario beschreibt ein extremes Klimawandelszenario mit einem sehr starken Anstieg der Treibhausgasemissionen. Neben dem Temperaturanstieg, der global um ca. 4,8°C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau beträgt, ist zudem mit signifikanten Auswirkungen auf weitere Klimaparameter zu rechnen. Deren prognostizierte Veränderungen sind in nachfolgender Tabelle dargestellt. 

Für Deutschland ist im Rahmen des RCP8.5-Szenarios mit einer signifikanten Zunahme von Hitzewellen zu rechnen. Insbesondere die Häufigkeit von Sommer- und Hitzetagen sowie Tropennächte, die als besonders belastend für den Menschen gelten, steigt stark an. Die Herausforderungen im Umgang mit Hitze, insbesondere in Städten, nehmen deutlich zu. Dies ist auf eine hohe Anzahl exponierter Personen mit hoher Verwundbarkeit (Alte/Junge, Vorerkrankte, Arbeiter*innen im Freien, etc.) zurückzuführen, die nur über wenige kühle Rückzugsorte (Grünflächen, Kalträume) verfügen. Regional wird die Anzahl an heißen Tagen in weiten Teilen Deutschlands, vor allem aber im Rheintal, zunehmen. Im hydrologischen Sommerhalbjahr nimmt die Häufigkeit und Intensität von Trockenperioden zu, was insbesondere Land- und Forstwirtschaft vor enorme Herausforderungen stellt.

Darüber hinaus konzentriert sich die Niederschlagsmenge, die sich vermehrt in die Winter- und Frühlingsmonate verschiebt, wodurch die Häufigkeit von Starkniederschlägen zunimmt und eine erhöhte Überschwemmungsgefahr aufgrund übersättigter Bodens besteht. Städtische Entwässerungssysteme stoßen an ihre Grenzen, was durch die zunehmende Versiegelung verstärkt wird. Auch nachgelagerte Überschwemmungen und Flusshochwasser werden hierdurch deutlich verstärkt.

Besonders an Küstenregionen (insbesondere an der Nordseeküste) ist mit einem deutlichen Anstieg von Stürmen und Sturmfluten zu rechnen. Auswirkungen der Sturmfluten werden durch den erheblich ansteigenden Meeresspiegel (ca. 84 cm zum Ende des Jahrhunderts im Vergleich zur Referenzperiode) verstärkt.

 

Tabelle 1: Änderungen einzelner Klimaparameter relativ zur Referenzperiode 1971-2000 (verändert nach GERICS)

 

 

 

 

Quellen

IPCC, 2023: Summary for Policymakers. In: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, H. Lee and J. Romero (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, pp. 1-34, doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647.001

Jacob, D., Göttel, H., Kotlarski, S., Lorenz, P., & Sieck, K. (2008). Klimaauswirkungen und Anpassung in Deutschland-Phase 1: Erstellung regionaler Klimaszenarien für Deutschland.

World Bank. (2025). Climate Change Knowledge Portal: Germany – Trends, Variability & Projections.

 

 

 

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